„Schärfen wir unsere Sinne! Lassen wir der Kunst dabei Raum für Entdeckungen, die über die naturwissenschaftlichen Erklärungen hinausgehen. Wagen wir ein Zusammenspiel.“ (Olaf Müller)
Unter dieser Leitidee kooperierten am Tieranatomischen Theater (TA T) zwei bildende Künstler: Ingo Nussbaumer und Hubert Schmidleitner, ein Komponist: Edvin Østergaard, vier Musiker*innen und der Wissenschaftsphilosoph Olaf Müller. In den Räumen des 1. Stockes des Tieranatomischen Theaters der Humboldt Universität zu Berlin fand die Ausstellung AugenWerk statt. Die vier Räume wurden von den Künstlern Ingo Nussbaumer und Hubert Schmidleitner bespielt und zu einem Gesamteindruck gestaltet. Ergänzt wurde die Ausstellung von physikalischen Experimenten zum Thema Gelb („Newtongelb, Goethegelb, Einsteingelb“) mit Physikern und Künstlern. Zudem fanden Seminare, Vorträge und Diskussionen zum Thema Farbe statt. Ein Kunstgespräch, moderiert von Olaf Müller, finalisierte die Veranstaltung.
Beschreibung meiner beiden Räume:
In RAUM 1 mit der Lichtinstallation "Im Schacht" befindet sich ein Diaprojektor mit einem feinmechanisch gefertigten Spalt-Steg Dia aus Stahlblech. Lichtpassierbarer Spalt und schattenwerfender Steg haben die exakte Breite von 0,5 mm. Das Licht, durch diese Vorrichtung gelenkt, passiert ein gläsernes Hohlprisma, das mit destilliertem Wasser gefüllt ist.
Als brechendes Medium hat das Wasser die Eigenschaft, das Licht von seinem geraden Weg abzulenken und in seine farbigen Bestandteile aufzufächern. In der Mitte des Raumes befindet sich ein schwarzer Schacht. In diesem ein transparenter Auffangschirm, auf dem zwei farbkomplementäre Spektren sichtbar werden.
Weniger bekannt ist die Eigenschaft des Prismas, das farbige Zerlegungsbild (Dispersion) wieder in das hell-dunkle Spalt-Steg Bild zurück verwandeln zu können (Restitution). Ein zweites Prisma, das auf einem Podest steht, ist so angeordnet und ausgerichtet, dass das in Lichtspalt und Schattensteg zurückverwandelte Bild gesehen werden kann. Im Blick durch dieses Prisma auf die beiden spektralen Erscheinungsbilder werden diese zum Ausgangs- und ursprünglichen Projektionsbild von Spalt und Steg ohne Prisma zurückverwandelt. Spektrales Dispersionsbild (Zerstreuung) und restituiertes Projektionsbild (Bündelung) können so abwechselnd betrachtet werden.
An eine Wand gelehnt, zeigt sich ein großer Farbkreis. Er ist eine Novität und zeigt eine ungewöhnliche Anordnung komplementärer Farben. In je 36 Farbfelder aufgegliedert, stehen sich die Farben der beiden im Schacht sichtbaren komplementären Spektren einander gegenüber. Er integriert die unbunten Farben Schwarz und Weiß. Sie sind die Farben jener Felder, in der sich die beiden Spektren zeigen: Die Farben des Newtonspektrums erscheinen in schwarzer Finsternis, die Farben des Goethespektrums im weißen Licht. Die unbunten Farben Schwarz und Weiß integrieren sich so schlüssig in den Farbkreis.
In RAUM 3 mit der Lichtinstallation " Verrückt - Verschoben " befindet sich ein Beamer, der in einer Abfolge und gekoppelt mit einem Computer verschieden farbige Bilder in gleichen Zeitabständen an die Wand wirft. Die Bildfolge ist gegliedert in drei sich je dreimal wiederholende Abschnitte von insgesamt 55 Ausgangsbilden. Sie wurden auf der Basis von Bildschirmfarben in einem Grafikprogramm erstellt.
Die im gleichen Takt auftauchenden Ausgangsbilder an der Wand erzählen Farbgeschichten. Sie verändern sich im Blick durch eines der beiden Prismen im Raum. Die Betrachter*innen haben die Möglichkeit, die Bilder beider Bildfolgen miteinander zu vergleichen, um zu sehen, was sich an diesen Ausgangsbildern im Blick durch das Prisma verändert. Eine zweite Ebene des mit einem Prisma 'bewaffneten' Auges der Wahrnehmung schiebt sich so über die erste Bildebene mit 'unbewaffneten' Auge und lässt einiges Verblüffendes zum Vorschein kommen. Diese verblüffende Verhaltensart von farbigen Figuren in farbigen Feldern besitzt eine genaue Gesetzmäßigkeit, die ich in meinem Buch zu den unordentlichen Spektren beschrieben habe.
1. Schachtobjekt
Schacht: 33 x 33 x 140 cm. Schwarze MDF Platten, Stärke 1 cm
Schablone: 35 x 39 x 0,6 cm. Schwarze Wabenplatte, transparente Folie, schwarze Folie
Schachtträger: 87 x 140 x 33 cm. Gittergerüst aus 3 x 3 cm starken Holzleisten, Buche
6 Klötzchen: 1 x 1 x 1 cm
Gesamtgröße: (H) 114 x (L) 140 x (B) 39 cm
2. Prisma - Projektor - Podest
Träger aus Buche und schwarzen MDF Platten: 33 x 66 x 66 cm
ein Holprisma aus 3 mm Diamantglas: (S) 21 x 21 x 21 x (H) 50 cm, gefüllt mit destilliertem Wasser
ein Diaprojektor: Kindemann Magic 2500
Abstand zu Schachtobjektmitte 270 cm
3. Prisma - Podest
ein Podest: 33 x 33 x 77 cm
ein Holprisma aus 3 mm Diamantglas: (S) 21 x 21 x 21 x (H) 50 cm, gefüllt mit destilliertem Wasser
Abstand zu Schachtobjektmitte: 270 cm
4. Schemel
oder Sitzhocker: 33 x 33 x 42 cm
5. Farbkreis der komplementären Spektren
Pigmentdruck auf Fine Art Papier: HM Photo Rag Ulta Smooth 305 gr, 179 x 160 cm, gerahmt mit Museumsglas
1. Bildfolge
von insgesamt 165 Ausgangsbilden auf RGB-Basis, angeordnet in drei Schleifen zu je 16, 20 und 19 verschiedenen Bildern. Schleifen jeweils separat ausgewiesen.
Schleife I: gerade - versetzt
Schleife II: vermehrt - vermindert
Schleife III: verschmolzen – getrennt
2. Beamer - Netbook - Abdeckung
Epson Beamer EH-TW 9400
gekoppelt mit Samsung Netbook NP-N150
Abdeckung aus schwarzen MDF Platten gelocht: (H) 33 x (B) 99 x (L) 66 cm
3. Hohlprismen aus Diamantglas
2 Stück zu je (S) 21 x 21 x 21 x (H) 50 cm
4. Prismen - Podeste
2 Stück: 33 x 33 x 77 cm und 33 x 33 x 110 cm aus Tischlerplatten zu je 2 cm Stärke und runden Holzstäben
5. Sitzschemel
ein Stück: 33 x 33 x 42 cm aus Tischlerplatten zu je 2 cm Stärke und rundem Holzstab